Zeitzeugen: Herr Franke

Die Sprengchemie und die Kriegszeit

Download: Interview vom 11.9.1999 (MP3; 27 min; 4,6 MB)

... in der Sprengchemie wurde das Pulver für die Granaten produziert. Die hatten da auch einen Schießstand, um auszuprobieren, ob das Pulver auch gut ist und die Qualität zu prüfen. Das waren dort zwei Betriebe: die Dynamit AG und die Deutsche Sprengchemie. Und jeder Betrieb hatte 4500 Beschäftigte, beide zusammen 9000. Von der ganzen Umgebung hatten sie die herangekarrt. Es gab Dienstverpflichtungen. Das ganze Rheinland hatten sie leergepumpt von allen leichten Mädchen. Wo links das Steinlager ist, das war ein Lager für Frauen. 1000 Frauen waren dort untergebracht. Dann gab es dort Baracken für die anderen: Italiener und so. Rechts waren dann die Herrschaften, die Meister untergebracht. Es waren ja viele Doktoren in der Sprengchemie: Doktoren der Chemie. Der Produktionsablauf musste kontrolliert werden. Es wurde nicht entwickelt sondern nur produziert. Das war so: in Hohenwutzen ist doch die Zellstofffabrik gewesen. Da wurde die Baumwolle, die Schießbaumwolle hergestellt. Den Rohstoff haben Sie dann auf Schiffe verladen und zur Dynamit gebracht. Die haben das weiterverarbeitet - aber nur bis zu einer suppenartigen Konsistenz. Das wurde dann zur Sprengchemie übergeben und da wurde dann Schießpulver draus gemacht. Die Masse mußte 13 mal gewalzt werden. Decken nannte man das. Nun war es aber so, dass es sich schon nach 12 mal walzen selbst entzündet hat. Einer hat das immer überwacht. Die ganzen Bunker wo die Walze drin war waren abgeflacht mit Erde drauf und bepflanzt, damit nichts zu sehen war. Aber oben war ein Gitter drauf, damit die Flamme, wenn es hochging, da rausgehen konnte. Die da drinnen gearbeitet hatten, hatten immer ne Lederjacke an und haben immer auf den Sprung gestanden. Wenn es anfing zu zischen, dann mussten die aber die Kurve kriegen...

weiter:

  • Klein-Texas in Oderberg
  • mein Werdegang und Ausbildung zum kaufmännischen Angestellten
  • meine Arbeit in der Lohnbuchhaltung der Sprengchemie und bei Texdorf
  • Bewerbung bei der Kriegsmarine und die Funkerausbildung

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©1999-2010 Andreas Bonadt 

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